2008-04-18

News: ddp - 15. 04.2008

Nach möglichem dem Missbrauch in Pfarrei

Rund zwei Wochen nach dem Bekanntwerden von mutmaßlichen Missbrauchsfällen in einer Pfarrgemeinde in Bergisch Gladbach haben die Gespräche mit möglichen Opfern begonnen. «Wir wollen den Betroffenen so gut wie möglich helfen. Gleichzeitig versuchen wir aufzuklären, was tatsächlich passiert ist», sagte der Sprecher des Erzbistums Köln, Stephan Georg Schmidt, auf ddp-Anfrage.

Aktuelle Nachrichten - Köln/Bergisch Gladbach (ddp-nrw). Rund zwei Wochen nach dem Bekanntwerden von mutmaßlichen Missbrauchsfällen in einer Pfarrgemeinde in Bergisch Gladbach haben die Gespräche mit möglichen Opfern begonnen. «Wir wollen den Betroffenen so gut wie möglich helfen. Gleichzeitig versuchen wir aufzuklären, was tatsächlich passiert ist», sagte der Sprecher des Erzbistums Köln, Stephan Georg Schmidt, auf ddp-Anfrage.

Mit dem Leiter des Erzbischöflichen Priesterseminars stehe ein erfahrener Priester als Ansprechpartner zur Verfügung. Wie viele Personen sich bislang gemeldet haben, wollte Schmidt nicht sagen.

Am 30. März war nach dem Sonntagsgottesdienst in der Pfarrgemeinde St. Johann Baptist in Refrath (Bergisch Gladbach) ein Brief des Kölner Generalvikars Dominik Schwaderlapp verlesen worden. Er wies auf den möglichen Missbrauch von Kindern und Jugendlichen Anfang der 70er Jahre in der Pfarrei St. Maria Königin in Frankenforst (Bergisch Gladbach) hin. Die Pfarrei gehört heute zur Johann Baptist Gemeinde.

Medienberichten und Angaben von Gemeindemitgliedern zufolge handelt es bei dem Tatverdächtigen um den damaligen Pfarrer, der inzwischen verstorben ist. Nach ddp-Informationen hatte sich der beschuldigte Priester auch einen Namen als Kirchenhistoriker und Komponist gemacht. So wird er im Eintrag seiner Geburtstadt in der Online-Enzyklopädie Wikipedia weiterhin als bedeutender «Sohn der Stadt» geführt. Vor seinem langjährigen Wirken in Bergisch Gladbach war er als Jugendseelsorger und Leiter eines Chores tätig.

(ddp)

2008-04-09

News: Kölner Stadtanzeiger - 08.04.2008

Die Suche nach möglichen Opfern sexueller Übergriffe eines Pfarrers in Refrath verunsichert die Gläubigen. Die Kirche gibt keine konkrete Auskunft.

Bergisch Gladbach - Das Erzbistum gibt keinen weiteren Kommentar zu den Missbrauchsvorwürfen gegen einen verstorbenen Pfarrer in Refrath ab. Mit dem offenen Brief des Bistums, der in einer Messe verlesen wurde, sehen die Gemeindeglieder mehr Fragen aufgeworfen als beantwortet. Gesucht wird nach den seinerzeit jungen Opfern möglicher sexueller Übergriffe des inzwischen gestorbenen Pfarrers in den 70er Jahren. „Was geschah damals wirklich und was weiß die Kirche?", fragen sich viele nun.

Nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger" hatte sich bereits in den 70er Jahren eine Frau beim Bistum gemeldet, deren Sohn Messdiener in Sankt Maria Königin war. Eine Reaktion soll es nicht gegeben haben. Die Frau sei weggeschickt worden, berichten Zeugen. Welche Vorwürfe damals konkret erhoben wurden und ob noch eine Akte zu dem Vorgang existiert, konnte Bistums-Pressesprecher Stephan Schmidt gestern nicht sagen. „Das weiß ich nicht. Das heißt aber nicht, dass es die nicht gibt", so Schmidt, und weiter: „Zu konkreten Fällen sagen wir nichts."

Trotz der Vorwürfe wurde der Pfarrer 1985 zum Monsignore ernannt, eine der höchsten Auszeichnungen der katholischen Kirche. Der Titel wird vom Papst persönlich verliehen, der Pfarrer erhielt ihn für sein Lebenswerk - den Aufbau der Pfarre St. Maria Königin. „Wenn an den Vorwürfen etwas dran war, wie konnte man den Mann denn dann noch befördern?", fragt ein Gemeindeglied, das viele Jahre Messdiener in St. Maria Königin war. Andere Refrather meinen, das Erzbistum habe mit dem offenen Brief in der Messe einen Verdacht in die Welt gesetzt, verweigere nun aber den folgerichtigen weiteren Schritt, weil keine Details genannt würden.

Stattdessen werden alle Betroffenen gebeten, sich beim Bistum zu melden. Warum gerade jetzt dieser Schritt an die Öffentlichkeit? Laut Pressesprecher Schmidt sind die Vorwürfe erst seit kurzem bekannt. Einigen Gemeindegliedern waren sie offenbar aber schon seit langem bekannt. Wann und ob das Bistum mit konkreten Informationen an die Öffentlichkeit geht, konnte Schmidt gestern nicht sagen: „Das sieht wie ein Eiertanz aus, aber wir sind mitten in einem laufenden Verfahren. Deswegen sagen wir nichts zu Einzelfällen."
Quelle: Kölner Stadtanzeiger

News: Express - 07.04.2008

Lobeshymne erzürnte Opfer
Von ROBERT BAUMANNS
Es war der Pfarrbrief der Gemeinden „St. Johann Baptist" und „St. Maria Königin" in Refrath, der den Stein ins Rollen brachte.
In einem der letzten Pfarrbriefe gab es regelrechte Lobgesänge auf Pfarrer Gottfried Amberg († 82) – was er alles für die Gemeinde, für Frankenforst, für die Kultur und jeden Einzelnen getan habe. Wie EXPRESS erfuhr, hat genau das dazu geführt, dass sich ein Mann um die 50 meldete und mitteilte: „Pfarrer Amberg war kein Heiliger, er hat mich missbraucht."
Das Erzbistum entschied sich zum Kanzelaufruf: Sonntag vor einer Woche wurde in St. Johann Baptist während der Messe ein Brief des Generalvikars Dr. Dominik Schwaderlapp verlesen: Opfer werden gebeten, sich beim Erzbistum zu melden. Nach EXPRESS-Informationen taten dies bereits einige.
EXPRESS sprach in Refrath mit einem Ehepaar, das von Gottfried Amberg getraut worden war: „Wir haben uns gewundert, weil damals keiner wusste, woher er kam", sagt die Frau. „Er sagte, er komme aus Italien."
Tatsächlich kam er 1955 aus Vogelsang nach Frankenforst. Der Verdacht: Er wurde dorthin strafversetzt – wegen Missbrauchs.
Quelle: Kölner Express

2008-04-08

News: Kölner Stadtanzeiger - 07.04.2008

Erzbistum will die Opfer schützen

Bergisch Gladbach - Am Sonntag wirkte die katholische Kirche in Refrath so, als habe es die Affäre um den Pastor nie gegeben. St. Johann Baptist war festlich geschmückt, denn 47 Kinder hatten an diesem Tag Erstkommunion. Pfarrer Winfried Kissel wollte bei den Gottesdiensten in Baptist und in St. Maria Königin kein weiteres Wort über die Vorwürfe verlieren: „Ich werde heute nichts sagen. Heute ist der Tag der Kinder", stellte er gleich zu Beginn klar.

In Refrath machen seit dem Artikel im „Kölner Stadt-Anzeiger" viele Gerüchte die Runde - konkrete Fakten wurden nicht bekannt. Das Erzbistum bleibt weiter bei seiner strikten Linie: „Alle Betroffenen sollen sich melden." Einige Personen haben sich auch gemeldet. Ob es aber direkt Betroffene sind, wollte Schmidt nicht sagen. Wie bei allen anderen Fragen war die Antwort: „ Zu Personen und einzelnen Fällen sage ich nichts. Wir müssen die Opfer schützen. Wir werden Gespräche führen, aber im geschützen Raum."

Viele Gemeindeglieder sind immer noch entsetzt über die Vorwürfe, können nicht fassen, was ihrem ehemaligen Pfarrer vorgeworfen wird. Fest steht: Der Pfarrer genoss bei vielen Refrather hohes Ansehen. Er war lange ihr Oberhaupt und engagierte sich für die Gemeinde. So organisierte er beispielsweise zahlreiche Wanderungen zum Wallfahrtsort Kevelaer am Niederrhein. Wie damals üblich, war er Religionslehrer. In den jüngsten Ausgaben der Refrather Pfarrzeitung „Bewegungsmelder" wurde der Pfarrer noch in höchsten Tönen gelobt. In dem dreiteiligen Artikel „Aufbruch, Einbruch, Umbruch" geht der Autor konkret auf die Verdienste des Pfarrers beim Aufbau der Kirche ein. Grundtenor: „Früher war alles besser."
Quelle: Kölner Stadtanzeiger

News: Express - 08.04.2008

Mann aus Refrath brachte den Stein ins rollen
Von ROBERT BAUMANNS
Nach EXPRESS-Informationen hat ein Mann aus Refrath – er ist um die 50 Jahre alt – den Stein gegen Pfarrer Gottfried Amberg (†82) ins Rollen gebracht.
 
Das Erzbistum will sich dazu nicht äußern: „Wir geben keinerlei Auskunft zu Personen oder Einzelheiten", erklärt Erzbistumssprecher Stephan Georg Schmidt. „Wir haben allen, die sich an uns wenden, absolute Vertraulichkeit zugesichert."
Der Geistliche soll in der Gemeinde St. Maria Königin in Frankenforst in den 70er Jahren mehrere Kinder und Jugendliche missbraucht haben (EXPRESS berichtete). Möglicherweise hatte er auch Opfer in Vogelsang. Frankenforster Gemeindemitglieder erzählten, dass Amberg 1955 nach Frankenforst strafversetzt worden sei – weil er Kinder unsittlich berührt haben sollte.
Vor 1955 war Amberg Kaplan der Gemeinde St. Konrad in Vogelsang. „Ich kann mich noch erinnern, dass Pfarrer Amberg mit uns oft schon morgens um sechs Uhr ins Baggerloch schwimmen ging", erinnert sich ein 64-jähriger Vogelsanger, der bei EXPRESS anrief. „Wir fanden das damals natürlich alle spannend, aber heute kommt mir manches doch komisch vor", sagt der Mann.
EXPRESS sprach auch mit anderen älteren Bewohnern des Stadtteils – sie können nichts Negatives sagen über den Pfarrer. Aber viele haben eben „doch bei manchen Dingen im Nachhinein ein komisches Gefühl".
Für den Kinder- und Jugendpsychologen Dr. Christian Lüdke „typische Reaktionen: Gerade zu einem Pfarrer hat man ja vor allem als Kind ein absolutes Vertrauensverhältnis. Es kann sein, dass man bestimmte Dinge dann nicht infrage stellt. Erst recht, wenn es in der Gruppe passiert."
Quelle: Express

2008-04-07

News: Kölner Express - 05.04.2008

Bergisch Gladbach/Köln- Toter Pfarrer
„Im Himmel kriegt er seine gerechte Strafe"
Sex-Skandal: EXPRESS fragte Kollegen und Bürger aus der Gemeinde. Hier erfahren Sie ihre Reaktionen.
Von K. SEIDEL und F. JOCHAM
Die unglaublichen Missbrauchsvorwürfe gegen Pfarrer Gottfried Amberg († 82) aus Frankenforst. EXPRESS fragte Kollegen und Bürger aus der Gemeinde. Unterdessen bittet Stephan Georg Schmidt, Sprecher des Erzbistums und Joachim Kardinal Meisners, noch einmal: „Opfer sexuellen Missbrauchs sollen sich unter 0221/16003–2219 bei Domkapitular Prälat Dr. Robert Kümpel melden. Alles wird absolut vertraulich behandelt. Wir wollen den Opfern mit Rat und Tat helfen." 

Die Meinungen der Bürger der Gemeinde finden Sie in der Info-Box des Express:
M.A. (73) „Ich bin fassungslos. Meine Kinder wären gerade in dem Alter gewesen, um zum Opfer zu werden. Es ist schon sehr seltsam, dass dieses Verbrechen erst jetzt rauskommt.",
Das sagen andere Priester:
Die Vorwürfe gegen Pfarrer Amberg beschäftigen auch die Geistlichen in Köln. Pater Antoni Trojak (Gem. Christi Geburt, Bocklemünd): „Er steht vor Gottes Gericht. Und bekommt die Bestrafung für seine Taten."
Pfarrer Josef Embgenbroich (St. Severin): „Man muss vorsichtig sein im Umgang mit Kindern. Ich kenne selbst Fälle, wo Pfarrer, aber auch Lehrer des Missbrauchs beschuldigt sind."
Pfarrer Dr. Volker Hildebrandt (St. Pantaleon): „Leider habe ich solche Vorwürfe miterlebt und später stellte sich dann heraus, dass sie falsch waren. Ich ergreife ganz bewusste Vorsichtsmaßnahmen, gehe auf Distanz."
Quelle: Express

2008-04-05

News: WDR 5 Mittagsecho - 04.04.2008

In einer katholischen Gemeinde in Refrath soll ein inzwischen verstorbener Amtsträger Anfang der 70er Jahre Minderjährige sexuell missbraucht haben. Der Generalvikar des Erzbistums Köln informierte die Gemeinde in einem Brief über die Vorwürfe.
Quelle und Video: WDR 5 - Mittagsecho, 04.04.2008

News: TAZ - 05.04.2008

Missbrauch in Bergisch-Gladbacher Kirche
Opfersuche nach 30 Jahren
Es ist ein ungewöhnlicher Aufruf, der derzeit in Bergisch-Gladbach die Runde macht: Das Erzbistum Köln sucht nach Missbrauchs-Opfern - doch der Fall ist schon alt. VON PASCAL BEUCKER

Demonstration gegen Missbrauch in Regensburg. Foto: dpa
KÖLN taz Die Kirche Sankt Maria Königin liegt im Schatten großer Bäume. Im Schaukasten der Katholischen Bücherei werden Jugendbücher mit Titeln wie "Richtig verliebt, falsch verbunden" und "Liebesschwüre und andere Peinlichkeiten" angepriesen. Im Glaskasten gegenüber hängt ein kitschiges Plakat für die Erstkommunion. Auf den ersten Blick scheint nichts die friedliche Ruhe des von Eigenheimen umgebenen Gotteshauses in der Kiebitzstraße in Bergisch Gladbach-Frankenforst zu stören.

Doch der Eindruck täuscht. Die katholische Gemeinde befindet sich in einem Schockzustand. Der Grund ist ein unscheinbarer DIN-A4-Zettel, der auf der Rückseite des Kirchenschaukastens ausgehängt ist: ein Kanzelaufruf von Dominik Schwaderlapp, dem Generalvikar des Erzbistums Köln. Dessen Inhalt ist hochbrisant. Es geht um sexuellen Missbrauch in der Kirche.

"Liebe Schwestern und Brüder", so beginnt das Schreiben, "wir haben mit großem Bedauern erfahren, dass es zu Beginn der 70er Jahre in der Pfarrei Sankt Maria Königin möglicherweise zu sexuellen Übergriffen auf Jugendliche und Kinder gekommen ist." Das Kölner Erzbistum werde "alles tun, was der Aufklärung dieser Vorkommnisse dient", heißt es in dem Brief, der auch im Gottesdienst verlesen wurde. Kurz zuvor war der Pfarrgemeinderat per E-Mail informiert worden. Laut Stephan Georg Schmidt, dem Sprecher des Kölner Erzbischofs Joachim Meisner, habe das Erzbistum erst "vor wenigen Tagen" von den Vorwürfen erfahren. Es nehme sie sehr ernst. "Unsere erste Sorge ist, den Betroffenen schnellstmöglich unsere Hilfe anzubieten", sagte Schmidt der taz. Deswegen habe sich das Bistum in diesem Fall auch für das Vorgehen entschieden, sich per Aufruf an etwaige Opfer zu wenden. Ihnen stünde Domkapitular Prälat Robert Kümpel, der Regens des Erzbischöflichen Priesterseminars, als Ansprechpartner zur Verfügung. Inzwischen hätten sich auch die ersten Menschen gemeldet, "die das Gespräch suchen", so Schmidt.

Zu Einzelheiten über die mehr als 30 Jahre zurückliegenden Übergriffe und zu der Zahl der Opfer wollte Schmidt allerdings keine Angaben machen. Über den mutmaßlichen Täter verriet Schmidt nur, dass dieser mittlerweile verstorben sei. Deswegen werde eine hundertprozentige Aufklärung der Vorwürfe wohl nicht mehr möglich sein, auch wenn die Erzdiözese den "festen Willen" dazu habe. Dass es sich bei dem Beschuldigten um einen Geistlichen gehandelt hat, wollte Schmidt "weder bestätigen noch dementieren". PASCAL BEUCKER
Quelle: TAZ

News: Kölner Express - 05.04.2008

Erste Missbrauchs-Opfer melden sich

Von ROBERT BAUMANNS und VOLKER ROTERS Was geschah wirklich in der Gemeinde St. Maria Königin in Frankenforst? Nachdem EXPRESS berichtete, dass der inzwischen verstorbene Pfarrer Gottfried Amberg († 82) in den 1970er Jahren Kinder und Jugendliche sexuell missbraucht haben soll, melden sich erste Opfer. Doch bereits Anfang der 50er Jahre soll Amberg aufgefallen sein.
Neueste Meldungen › Mehr aus Köln › Beim EXPRESS meldeten sich Gemeindemitglieder, die erklärten: „Es ist ein offenes Geheimnis, dass Pfarrer Amberg in unsere Gemeinde strafversetzt wurde, nachdem aus einer anderen Gemeinde sexuelle Übergriffe des Pfarrers gemeldet worden waren.“

Gottfried Amberg hatte St. Maria Königin 1955 im Alter von 44 Jahren übernommen und war dort bis zu seinem 80. Lebensjahr 1991 tätig.

„Leute, die so etwas mitzuteilen haben, sollen sich bitte unter der Telefonnummer 0221/16003–219 an uns wenden“, erklärt Erzbistumssprecher Stephan Georg Schmidt. „Wir werden dem selbstverständlich nachgehen. Bisher haben wir allerdings keinerlei Anhaltspunkte für eine Versetzung aus den genannten Gründen.“

Generalvikar Dr. Dominik Schwaderlapp hatte letzten Sonntag in der Gemeinde St. Johann Baptist in Refrath einen Kanzelaufruf verlesen lassen und mögliche Opfer der Übergriffe des Pfarrers aufgerufen, sich unter der Nummer zu melden.

Gegenüber EXPRESS begründet Schwaderlapp das offensive Vorgehen des Erzbistums unter Erzbischof Joachim Kardinal Meisner: „Auch nach Jahrzehnten leiden Opfer sexuellen Missbrauchs unter den Folgen. Wir haben in der Woche vor Ostern von dem Vorwurf erfahren und sind sofort tätig geworden. Wir wollen den Opfern helfen.“

Wie EXPRESS erfuhr, haben sich bereits mehrere Opfer des Pfarrers beim Erzbistum gemeldet. Indes wurde bekannt, dass nicht viele überrascht waren, nachdem der Brief letzten Sonntag vorgelesen worden war: „Gewundert hat uns das nicht“, sagt ein Gemeindemitglied. „Es gab Kinder, von denen es damals hieß, sie müssten zuhause nicht baden – denn das hätte der Pfarrer schon gemacht.“

Die Geschichte könnte die Gemeinde spalten, denn Pfarrer Amberg (20. 11. 1911 bis 12. 8. 1994) galt anderen Kirchgängern als „integer, sehr belesen, pflichtbewusst und aufopferungsvoll“, heißt es. Manchmal predigte er auf kölsch. Die Vorwürfe seien ungeheuerlich und unglaublich, wird geschimpft.

Amberg war Religionslehrer in einer Grundschule, unterrichtete die Messdiener, unternahm mit ihnen und den Pfadfindern Wallfahrten und Ausflüge – unter anderem nach Kevelaer und Maria Laach. Er ging mit den Kindern auch schwimmen, wie sich Ambergs früherer Messdiener Hans-Hubert Spohn (69) erinnert. Möglichkeiten, sich an Kindern zu vergehen…!

„Das Wohl der Gemeinde steht im Vordergrund“, sagt Winfried Kissel. Er ist Pfarrer der Gemeinde St. Johann Baptist, die 1992 mit St. Maria Königin zusammengelegt worden war. „Das braucht Zeit. Wir wollen offen damit umgehen und nichts unter den Teppich kehren.“
Quelle: Kölner Express

2008-04-04

Kölner Stadtanzeiger - 04.04.2008

Köln/Bergisch Gladbach - Mit einem im Gottesdienst verlesenen Schreiben sucht das Erzbistum Köln Personen, die Anfang der 70er Jahre möglicherweise in der Pfarrei St. Maria Königin in Frankenforst (Bergisch Gladbach) Opfer eines sexuellen Missbrauchs wurden.
Das Schreiben wurde am 30. März in der Messe verlesen und ist im Schaukasten vor der Kirche ausgehängt. Die Nachrichtenagentur ddp dokumentiert den Brief im Wortlaut:

"Liebe Schwestern und Brüder,

wir haben mit großem Bedauern erfahren, dass es zu Beginn der 70er-Jahre in der Pfarrei Sankt Maria Königin möglicherweise zu sexuellen Übergriffen auf Jugendliche und Kinder gekommen ist. Der dieser Taten Verdächtige ist mittlerweile verstorben. Daher ist eine abschließende Klärung nicht mehr möglich.

Das Erzbistum Köln wird alles tun, was der Aufklärung dieser Vorkommnisse dient. Deshalb haben wir Domkapitular Prälat Robert Kümpel, Regens des Erzbischöflichen Priesterseminars gebeten, als Ansprechpartner zur Verfügung zu stehen für alle Personen, die von den damaligen Vorkommnissen betroffen sind und ein Gespräch wünschen.

Dominik Schwaderlapp Generalvikar"
(ddp)


NRZ - 04.04.2008

Eine Gemeinde im Schockzustand
04.04.2008, Pascal Beucker
 
KIRCHE. Erzbistum Köln sucht in Bergisch Gladbach Opfer sexuellen Missbrauchs per Kanzel-Aufruf. Vorfälle vor über 30 Jahren.

BERGISCH-GLADBACH/KÖLN. Idyllisch liegt die Kirche Sankt Maria Königin im Schatten großer, jahrzehntealter Bäume. Im Schaukasten der Katholischen Bücherei werden Jugendbücher mit Titeln wie „Richtig verliebt, falsch verbunden" und „Liebesschwüre und andere Peinlichkeiten" angepriesen. Im Glaskasten gegenüber hängt ein Plakat für die Erstkommunion. Auf den ersten Blick scheint nichts die friedliche Ruhe des von Eigenheimen umgebenen Gotteshauses in der Kiebitzstraße in Bergisch Gladbach-Frankenforst stören zu können. Der Eindruck täuscht. Die Gemeinde befindet sich im Schockzustand. Grund ist ein unscheinbarer Din-A-4-Zettel, der auf der Rückseite des Kirchenschaukastens aushängt: ein Kanzelaufruf von Dominik Schwaderlapp, dem Generalvikar des Erzbistums Köln. Dessen Inhalt ist hochbrisant: Es geht um sexuellen Missbrauch.

„Liebe Schwestern und Brüder", beginnt das Schreiben Schwaderlapps, „wir haben mit großem Bedauern erfahren, dass es zu Beginn der 70er-Jahre in der Pfarrei Sankt Maria Königin möglicherweise zu sexuellen Übergriffen auf Jugendliche und Kinder gekommen ist." Das Kölner Erzbistum werde „alles tun, was der Aufklärung dieser Vorkommnisse dient", heißt es weiter in dem beunruhigenden Brief, der am vergangenen Sonntag auch im Gottesdienst verlesen wurde. Zuvor war der Gemeinderat per E-Mail informiert worden.

Dort herrscht nun große Betroffenheit. „Das ist ganz furchtbar", sagt eine Frau, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. Gerüchte machen die Runde. Öffentlich äußern zu den mehr als 30 Jahre zurückliegenden düsteren Vorgängen will sich niemand in der Refrather Johann-Baptist-Gemeinde, zu der die Pfarrei Sankt Maria Königin inzwischen gehört. Auch von den katholischen Amtsträgern vor Ort ist keine Auskunft zu erhalten. Man möge sich „an Köln" wenden, lautet ihr Tenor.

Ungewöhnlich offensiv

„Dass das die Gemeinde sehr beschäftigt, ist klar", sagt Stephan Georg Schmidt, der Sprecher des Kölner Erzbischofs Joachim Meisner. Das Erzbis-tum habe erst „vor wenigen Tagen" von den Vorwürfen erfahren. Es nehme sie sehr ernst. „Unsere erste Sorge ist, den Betroffenen schnellstmöglich unsere Hilfe und unseren Rat anzubieten", sagte Schmidt der NRZ. Deswegen habe sich das Bistum in diesem Fall auch für das ungewöhnlich offensive Vorgehen entschieden, sich per Aufruf an etwaige Opfer zu wenden. Ihnen stünde Domkapitular Prälat Robert Kümpel, der Regens des Erzbischöflichen Priesterseminars, als Ansprechpartner zur Verfügung. Inzwischen hätten sich auch bereits die ersten Menschen gemeldet, „die das Gespräch suchen", so Schmidt. Näheres wollte er dazu nicht sagen.

„Zum Schutz der Betroffenen" lehnte Schmidt es ebenso ab, Einzelheiten zu den Übergriffen zu nennen oder Angaben über die Zahl der Opfer zu machen. Über den mutmaßlichen Täter verriet er nur, dass dieser mittlerweile verstorben sei. Deswegen werde eine 100-prozentige Aufklärung wohl nicht mehr möglich sein, auch wenn die Erzdiözese den „festen Willen" dazu habe. Dass es sich bei dem Beschuldigten um einen Geistlichen gehandelt hat, wollte Schmidt „weder bestätigen noch dementieren".

Immer wieder Schlagzeilen

Immer wieder erschüttern Missbrauchsfälle die katholische Kirche. Erst kürzlich sorgte der Fall eines pädophilen Priesters aus dem oberpfälzischen Riekofen für Schlagzeilen. Der Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller hatte den vorbestraften Geistlichen wieder als Gemeindeseelsorger eingesetzt, obwohl Richtlinien der Deutschen Bischofskonferenz genau dies untersagen. Nach denen hätte der Mann nie wieder mit Kindern und Jugendlichen arbeiten dürfen. So konnte er dies doch wieder – und verging sich erneut an einem Ministranten.

Mitte März verurteilte das Landgericht Regensburg den geständigen 40-Jährigen zu drei Jahren Haft und Unterbringung in der Psychiatrie. Einen wegen Missbrauchs vorbestraften Pfarrer wieder in eine Gemeinde zu schicken, sei vergleichbar mit einer Bank, die einen wegen Betrugs Vorbestraften als Kassierer beschäftige, sagte der Richter. Bischof Müller lehnt jede Mitverantwortung ab. Das Bistum habe „nach bestem Wissen und Gewissen" gehandelt. (NRZ)
Quelle: NRZ

News: WDR Aktuelle Stunde - 04.04.2008

Unter den Teppich kehren will das Erzbistum Köln diesen Verdacht nicht: Ein Kirchenmann soll in den 70er Jahren in Bergisch Gladbach Kinder mißbraucht haben. Jetzt bittet das Bistum öffentlich die möglichen Opfer, sich zu melden.
Quelle und Video: Aktuelle Stunde, 04.04.2008

News: domradio.com - 04.04.2008

Eine „bittere Angelegenheit“. Erzbistum Köln sucht potentielle Missbrauchsopfer - Erste Meldungen.

Das Erzbistum Köln sucht nach möglichen Opfern sexuellen Missbrauchs durch einen Pfarrer in den siebziger Jahren. Nach dem Sonntagsgottesdienst wurde der katholischen Gemeinde St. Johann Baptist in Refrath, Bergisch Gladbach, ein entsprechender Brief von Generalvikar Dominik Schwaderlapp verlesen. Ziel sei es, eventuellen Opfern Hilfe anzubieten, so der Generalvikar im domradio. Mittlerweile haben sich einige Betroffene gemeldet.

Hintergrund sind Vorwürfe gegen einen inzwischen verstorbenen Geistlichen, der sich in den siebziger Jahren in der heute zur Gemeinde gehörenden Pfarrei St. Maria Königin in Frankenforst (Bergisch Gladbach) an Kindern und Jugendlichen vergangen haben soll.

Das Erzbistum wolle den Fall so schnell wie möglich aufklären, zitiert der Kölner Stadt-Anzeiger Bistumssprecher Stephan Georg Schmidt, der von einer „bitteren Angelegenheit“ sprach. „Wir haben erst vor kurzem von dem Vorwurf erfahren und sind dann so schnell wie möglich tätig geworden.“ Für die Betreuung möglicher Opfer stünden Psychologen und Seelsorger bereit.

Generalvikar Schwaderlapp ruft mögliche Betroffene auf, sich an den Leiter des Erzbischöflichen Priesterseminars zu wenden, Prälat Robert Kümpel. Mittlerweile hätten sich einige Personen gemeldet, so Schmidt. (epd)
Quelle: domradio.com

2008-04-03

News: Kölner Express - 03.04.2008

Bergisch Gladbach- Geistlicher unter Verdacht
Hat Anfang der 70er Jahre Kinder missbraucht?
Erzbistum sucht von der Kanzel nach Opfern.
Von ROBERT BAUMANNS
Die Kirche St. Maria Königin in Bergisch Gladbach-Frankenforst (bei Köln): Hier soll ein Geistlicher Anfang der 1970er Jahre Kinder missbraucht haben.
Foto: Gottschalk Offensives Vorgehen der katholischen Kirche: Letzten Sonntag verlas Kreisdechant Heinz Janssen von der Kanzel von St. Johann Baptist in Bergisch Gladbach-Refrath einen Brief des Generalvikars Dominik Schwaderlapp.
Das Erzbistum sucht so Opfer sexuellen Missbrauchs.

Anfang der 1970er Jahre soll ein inzwischen verstorbener Geistlicher der Gemeinde St. Maria Königin in Bergisch Gladbach-Frankenforst Kinder und Jugendliche sexuell missbraucht haben.

Stephan Georg Schmidt, Sprecher des zuständigen Erzbistums Köln, bestätigt gegenüber EXPRESS den Vorwurf: „Wir haben erst vor kurzem davon erfahren und sind sofort tätig geworden. So etwas darf nicht unter den Teppich gekehrt werden.“

Das Erzbistum nehme die Sache sehr ernst. „Die Opfer sollen sich bei Domkapitular Dr. Robert Kümpel melden. Wir wollen allen helfen, die irgendwie betroffen sind.“

Der Kölner Stadt-Anzeiger berichtet, dass in der Gemeinde St. Johann Baptist, mit der St. Maria Königin zusammengelegt wurde, Unruhe herrsche. „Es ist unmöglich, uns mit drei Sätzen abzuspeisen. Wir wollen mehr wissen“, wird ein Kirchenvorstand zitiert.

Das offensive Vorgehen des Erzbistums ist indes ungewöhnlich. Der Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller handhabt es anders – und ist heftigen Protesten ausgesetzt: Einen Pfarrer, der 2000 wegen sexuellen Missbrauchs verurteilt worden war, setzte Müller bereits 2001 in einer anderen Gemeinde wieder ein – wo es erneut zu sexuellem Missbrauch kam. Müller lehnte jede Verantwortung ab.

1999 hatte sich das Bistum sogar das Schweigen von Missbrauchsopfern erkauft
Quelle: Express