Bergisch Gladbach - Das Erzbistum gibt keinen weiteren Kommentar zu den Missbrauchsvorwürfen gegen einen verstorbenen Pfarrer in Refrath ab. Mit dem offenen Brief des Bistums, der in einer Messe verlesen wurde, sehen die Gemeindeglieder mehr Fragen aufgeworfen als beantwortet. Gesucht wird nach den seinerzeit jungen Opfern möglicher sexueller Übergriffe des inzwischen gestorbenen Pfarrers in den 70er Jahren. „Was geschah damals wirklich und was weiß die Kirche?", fragen sich viele nun.
Nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger" hatte sich bereits in den 70er Jahren eine Frau beim Bistum gemeldet, deren Sohn Messdiener in Sankt Maria Königin war. Eine Reaktion soll es nicht gegeben haben. Die Frau sei weggeschickt worden, berichten Zeugen. Welche Vorwürfe damals konkret erhoben wurden und ob noch eine Akte zu dem Vorgang existiert, konnte Bistums-Pressesprecher Stephan Schmidt gestern nicht sagen. „Das weiß ich nicht. Das heißt aber nicht, dass es die nicht gibt", so Schmidt, und weiter: „Zu konkreten Fällen sagen wir nichts."
Trotz der Vorwürfe wurde der Pfarrer 1985 zum Monsignore ernannt, eine der höchsten Auszeichnungen der katholischen Kirche. Der Titel wird vom Papst persönlich verliehen, der Pfarrer erhielt ihn für sein Lebenswerk - den Aufbau der Pfarre St. Maria Königin. „Wenn an den Vorwürfen etwas dran war, wie konnte man den Mann denn dann noch befördern?", fragt ein Gemeindeglied, das viele Jahre Messdiener in St. Maria Königin war. Andere Refrather meinen, das Erzbistum habe mit dem offenen Brief in der Messe einen Verdacht in die Welt gesetzt, verweigere nun aber den folgerichtigen weiteren Schritt, weil keine Details genannt würden.
Stattdessen werden alle Betroffenen gebeten, sich beim Bistum zu melden. Warum gerade jetzt dieser Schritt an die Öffentlichkeit? Laut Pressesprecher Schmidt sind die Vorwürfe erst seit kurzem bekannt. Einigen Gemeindegliedern waren sie offenbar aber schon seit langem bekannt. Wann und ob das Bistum mit konkreten Informationen an die Öffentlichkeit geht, konnte Schmidt gestern nicht sagen: „Das sieht wie ein Eiertanz aus, aber wir sind mitten in einem laufenden Verfahren. Deswegen sagen wir nichts zu Einzelfällen."
Quelle: Kölner Stadtanzeiger
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