2008-04-05

News: Kölner Express - 05.04.2008

Erste Missbrauchs-Opfer melden sich

Von ROBERT BAUMANNS und VOLKER ROTERS Was geschah wirklich in der Gemeinde St. Maria Königin in Frankenforst? Nachdem EXPRESS berichtete, dass der inzwischen verstorbene Pfarrer Gottfried Amberg († 82) in den 1970er Jahren Kinder und Jugendliche sexuell missbraucht haben soll, melden sich erste Opfer. Doch bereits Anfang der 50er Jahre soll Amberg aufgefallen sein.
Neueste Meldungen › Mehr aus Köln › Beim EXPRESS meldeten sich Gemeindemitglieder, die erklärten: „Es ist ein offenes Geheimnis, dass Pfarrer Amberg in unsere Gemeinde strafversetzt wurde, nachdem aus einer anderen Gemeinde sexuelle Übergriffe des Pfarrers gemeldet worden waren.“

Gottfried Amberg hatte St. Maria Königin 1955 im Alter von 44 Jahren übernommen und war dort bis zu seinem 80. Lebensjahr 1991 tätig.

„Leute, die so etwas mitzuteilen haben, sollen sich bitte unter der Telefonnummer 0221/16003–219 an uns wenden“, erklärt Erzbistumssprecher Stephan Georg Schmidt. „Wir werden dem selbstverständlich nachgehen. Bisher haben wir allerdings keinerlei Anhaltspunkte für eine Versetzung aus den genannten Gründen.“

Generalvikar Dr. Dominik Schwaderlapp hatte letzten Sonntag in der Gemeinde St. Johann Baptist in Refrath einen Kanzelaufruf verlesen lassen und mögliche Opfer der Übergriffe des Pfarrers aufgerufen, sich unter der Nummer zu melden.

Gegenüber EXPRESS begründet Schwaderlapp das offensive Vorgehen des Erzbistums unter Erzbischof Joachim Kardinal Meisner: „Auch nach Jahrzehnten leiden Opfer sexuellen Missbrauchs unter den Folgen. Wir haben in der Woche vor Ostern von dem Vorwurf erfahren und sind sofort tätig geworden. Wir wollen den Opfern helfen.“

Wie EXPRESS erfuhr, haben sich bereits mehrere Opfer des Pfarrers beim Erzbistum gemeldet. Indes wurde bekannt, dass nicht viele überrascht waren, nachdem der Brief letzten Sonntag vorgelesen worden war: „Gewundert hat uns das nicht“, sagt ein Gemeindemitglied. „Es gab Kinder, von denen es damals hieß, sie müssten zuhause nicht baden – denn das hätte der Pfarrer schon gemacht.“

Die Geschichte könnte die Gemeinde spalten, denn Pfarrer Amberg (20. 11. 1911 bis 12. 8. 1994) galt anderen Kirchgängern als „integer, sehr belesen, pflichtbewusst und aufopferungsvoll“, heißt es. Manchmal predigte er auf kölsch. Die Vorwürfe seien ungeheuerlich und unglaublich, wird geschimpft.

Amberg war Religionslehrer in einer Grundschule, unterrichtete die Messdiener, unternahm mit ihnen und den Pfadfindern Wallfahrten und Ausflüge – unter anderem nach Kevelaer und Maria Laach. Er ging mit den Kindern auch schwimmen, wie sich Ambergs früherer Messdiener Hans-Hubert Spohn (69) erinnert. Möglichkeiten, sich an Kindern zu vergehen…!

„Das Wohl der Gemeinde steht im Vordergrund“, sagt Winfried Kissel. Er ist Pfarrer der Gemeinde St. Johann Baptist, die 1992 mit St. Maria Königin zusammengelegt worden war. „Das braucht Zeit. Wir wollen offen damit umgehen und nichts unter den Teppich kehren.“
Quelle: Kölner Express

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